"Ich geh mal schauen, wo die Duschen sind." - Mit diesem Satz machte sich einer meiner Mitwanderer im Watzmannhaus auf die Suche nach einer Waschmöglichkeit.
Dass es im Watzmannhaus keine Duschen gibt, sondern lediglich einfache Waschräume, aus deren Hähnen Wasser tröpfelt, stellte er dann schnell fest. Als eine der größten Alpenvereinshütten ist das Watzmannhaus massiv vom Wassermangel in den Alpen betroffen. Auf dem Watzmannhaus übernachten 10.000 bis 12.000 Wanderer pro Jahr - sie alle verbrauchen Wasser. Durch abnehmende Niederschlagsmengen, vor allem im Winter, und geringere Mengen an Schmelzwasser gibt es immer wieder Dürreperioden, in denen die Wasserversorgung knapp wird. Daher haben sich die Hüttenwirte dazu entschieden, die Wassermenge, die aus den Hähnen kommt, zu drosseln - "Katzenwäsche" muss reichen. Auch das Auffüllen von Trinkflaschen ist kostenpflichtig. Trockentoiletten statt Spültoiletten könnten den Wasserverbrauch der Gäste ebenfalls reduzieren.
In der Höllentalangerhütte (Zustieg zur Zugspitze) hingegegen gab es moderne Duschkabinen: 2 Minuten warmes Wasser für 2 Euro. Während der Alpenüberquerung haben wir uns sogar manchmal Duschmarken geteilt, die Abläufe optimiert und festgestellt, dass 1,5 Minuten zum Duschen und Haarewaschen durchaus reichen können.
Ein "Plumpsklo" mit Sickergrupe neben der eigentlichen Hütte gab es auf der "Zbojnicka Chata" in der Hohen Tatra (Slowakei), in der ich im Sommer 2023 bei einer Bergtour übernachtet habe - der Geruch, welcher bei knapp 30 Grad Tagestemperatur von diesem "stillen Örtchen" ausging, ist unbeschreiblich. Nach so einer Übernachtung weiß man den Luxus einer Spültoilette wieder zu schätzen...
Aufgrund der abgelegenen Lage stellt nicht nur die Wasserver- und entsorgung für manche Berghütten eine echte Herausforderung dar. Auch die Anlieferung von Lebensmitteln und Material kann auf einigen Hütten nur per Helikopter erfolgen - was sich dann natürlich in etwas höheren Preisen als auf Hütten mit Materialseilbahn zeigt. Auch liest man manchmal in der Speisekarte "Salat nach Verfügbarkeit", da kommt es darauf an, in welcher Frequenz die Hütte per Helikopter beliefert wird. Nach Ansicht meiner Mitwanderer kann man auf Salat getrost verzichten, auf Bier hingegen deutlich schwieriger. Einige Hütten wie z. B. die "Dreischusterhütte" in den Sextner Dolomiten bieten jedoch ausgezeichnetes Essen, das jedes hungrige Wandererherz höher schlagen lässt.
Auch die nächtliche Geräusch- und Geruchskulisse in den Matratzenlagern der Berghütten ist ein echtes Erlebnis (Ohropax sind eine tolle Erfindung!), von den Schuh-und Trockenräumen traue ich mich gar nicht zu berichten. Wenn man spät auf der Hütte ankommt, kann es eine Herausforderung sein noch ein Plätzchen für die nass (geschwitzen) Klamotten zu finden. Manches Mal habe ich im dünnen Hüttenschlafsack unter der Wolldecke schon gefroren und mir sämtliche Kleidungsstücke, die ich in meinem Rucksack dabei hatte, übergezogen. Auch einen Mülleimer oder Seifenspender in den Waschräumen sucht man häufig vergebens. In den Gasträumen der Hütten ist es eng und es herrscht lautes Stimmengewirr, Handyempfang gibt es nie bis selten und wer eine Steckdose zum Laden von Smartphone & Co ergattert, kann sich glücklich schätzen.
Aber der wahre "Luxus", den kaum ein Sterne-Hotel bieten kann, ist der fantastische Blick auf die Bergwelt, den die Wanderer in vielen Hütten genießen können! Die Komfortzone zu verlassen und dafür in das Erlebnis Hüttenübernachtung einzutauchen, lohnt sich auf jeden Fall!
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