„Wie war die Alpenüberquerung?“, wurde ich nun schon ein paar Mal gefragt.
Kurz gesagt: „Schee war’s, aber halt a bissl anstrengend!“
Mit ein paar Tagen Abstand und Erholung kann ich zudem sagen: „Ich würd’s wieder tun.“ 😉
Ich habe die Alpenüberquerung vom Königssee zu den Drei Zinnen in den Dolomiten mit einem Bergwanderführer der Alpinschule Innsbruck (ASI Reisen) gemacht. Die Alpinschule bietet noch etliche andere Varianten der Alpenüberquerung sowie alpine Tages- und Mehrtagestouren an. Unsere Gruppe bestand aus 10 Personen plus Bergwanderführer. Die Altersspanne reichte von 23 bis 65 Jahren, wobei ein Großteil der Gruppe in den „30ern“ war – nach Auskunft unseres Bergführers eine recht junge Truppe. Frauen- und Männeranteil waren fast ausgeglichen (4 Frauen, 6 Männer). Die Grödel für die Begehung des Gletschers wurden von der Alpinschule gestellt, für das restliche Equipment haben wir vorab eine Packliste erhalten. Die Bergtour ging über 7 Tage, mit Etappen zwischen 11 und 16 Kilometern pro Tag. Um die Tour in knapp einer Woche zu schaffen, hat die Alpinschule an einigen Tagen Taxitransfers im Tal organisiert, sonst müsste man noch deutlich mehr Zeit einplanen (die Transfers sind aber bei fast allen Anbietern Standard).
Konditionell war die Alpenüberquerung mit 800 bis 1.400 Höhenmetern pro Tag im Aufstieg zwar kein Spaziergang und insbesondere beim ersten Aufstieg in der „Saugasse“ kamen wir alle ordentlich ins Schwitzen, aber mir persönlich haben die teils langen, steilen Abstiege im Geröll oder über Blockfelsen deutlich mehr abverlangt. Der Blick war immer nach unten gerichtet, um mit den Füßen sowie Trekkingstöcken nach Halt zu suchen und auch die Gelenke wurden deutlich mehr beansprucht als bei den Aufstiegen. Da fehlt mir als „Flachlandtirolerin“ leider das regelmäßige Training im alpinen Gelände. Konditionell habe ich mich mit Joggen und Radfahren sowie den täglich mehrmaligen „Aufstiegen“ in die 4. Etage zu unserer Wohnung vorbereitet 😉
Die Vorzüge von Ohropax beim Schlafen in Matratzenlagern lernte ich spätestens nach der ersten (fast schlaflosen) Nacht zu schätzen. Andere Gruppenmitglieder gönnten sich vor dem Schlafengehen lieber 2-5 Bier, um nachts in Ruhe schlummern zu können. Die unteren Betten in den Matratzenlagern waren natürlich deutlich beliebter als die oberen Stockbetten, welche teils auf abenteuerliche Weise „erklommen“ werden mussten. Die 5. Übernachtung war nicht in einer Berghütte, sondern in einem Gasthof in Intervillgraten. Die Freude über ein Doppel- oder Dreibettzimmer mit EIGENEM Badezimmer, Dusche mit kostenlosem warmen Wasser und frischen Handtüchern war bei allen groß.
Ab dem zweiten Tag wurde allabendlich „Mau Mau“ gespielt und die Frage „Hast du Mau gesagt?“ zur vermutlich meist verwendeten Phrase der Wanderung. Selbst das Angebot anderer Gesellschafts- oder Kartenspiele auf einigen Hütten konnte uns nicht vom Ritual des „Mau-Mau-Spielens“ abbringen.
Das meist gesichtete Tier auf der Alpenüberquerung war, neben Kühen natürlich, das Murmeltier – weshalb sich intern schnell der Gruppenname „Murmeltiere“ durchsetzte. Neben ausgestopften Tieren hatten wir einmal sogar das Vergnügen eine Gruppe Murmeltiere aus nächster Nähe beobachten (und fotografieren) zu können. Kühe waren aber auch immer ein beliebtes Fotomotiv, vor allem vor Bergkulisse.
Die eigentlichen „Stars“ der Bergtour – die Drei Zinnen – zeigten sich uns leider nur in Nebelschwaden gehüllt. Beim Abstieg ins Fischleintal zog zunächst eine kräftige Regenfront durch, aber danach klarte der Himmel nochmal auf, sodass wir zumindest mit einem Blick über die Schulter die Drei Zinnen erspähen konnten. Dafür hatten wir jedoch an allen anderen Tagen Glück mit dem Wetter: Auch wenn der Himmel ab und zu bewölkt war oder mal ein bisschen Nieselregen runter kam, hatten wir viel Sonne und klare Sicht auf die wunderschöne Landschaft. So wurden wir an vielen Aussichts- oder Pausenplätzen mit einer tollen Weitsicht ins Tal oder auf die umliegenden Berggipfel belohnt. Landschaftlich war die Tour sehr abwechslungsreich – die Schiffsfahrt über den fjordartigen Königssee, steile Anstiege über Almwiesen, durch schluchtartige Steilrinnen wie die „Saugasse“ oder über Blockgestein wie in den Sextener Dolomiten, die Begehung eines Gletschers, Karstflächen wie das „Steinerne Meer“ oder Abschnitte über Höhenwege wie den „Arnoweg“ mit Blick auf den Großglockner.
Kommentar hinzufügen
Kommentare