„Dobar dan“ aus Bosnien-Herzegowina! In diesem Balkanstaat haben wir unseren ersten etwas längeren Zwischenstop eingelegt und drei Nächte auf einem Campingplatz in Blagaj in der Nähe von Mostar verbracht.
In guter Erinnerung wird uns vor allem die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Einheimischen bleiben! Vermutlich hatten wir großes Glück mit unseren Campingplatzbetreibern, die ihre Gäste äußerst freundlich mit frischem Obst und Kuchen in Empfang nehmen. Darüber hinaus organisierte uns der Campingplatzwirt einen privaten „Taxiservice“ nach Mostar: Für 20 Euro fährt ein Freund von ihm die Besucher in seinem alten Mercedes Benz ins Stadtzentrum von Mostar und zurück. Auch die Menschen auf der Straße erwidern den ihnen in der Landessprache entgegengebrachten Gruß meist mit einem netten Nicken oder Lächeln. Als wir zu Fuß auf dem Weg zum Klettergebiet in Blagaj waren, hielt neben uns ein Geländewagen und ein junger Mann rief uns durch‘s Autofenster zu „Are you going to climb? Do you need a ride?”. Er hatte uns wahrscheinlich an den Helmen, die an unseren Rucksäcken hingen, als Kletterer identifiziert und bot direkt seine Hilfe an.
Das Klettergebiet in Blagaj ist eines der größten in Bosnien-Herzegowina und bietet über 100 Routen in den Schwierigkeitsgraden III bis VIII, die Routen sind auf unterschiedliche Sektoren verteilt, die zum Teil im Gebiet des Canyons liegen und nur über einen Abschnitt der „Via Ferrata“ (Klettersteig) zugänglich sind. Die „Via Ferrata Vulin Potok“ ist relativ einfach (Kategorie B) und auch für Klettersteiganfänger geeignet. Auf dem Klettersteig hat man tolle Aussichten in die Schlucht des Canyons. Nach dem Klettersteig bietet sich, auf dem Rückweg in den Ortskern von Blagaj, ein Abstecher zur nahegelegenen Burgruine an. Zufällig fand genau zu der Zeit unseres Aufenthalts das jährliche „Blagaj Climbing Fest“ statt, welches vom „Eco Center“ organisiert wird. Auf dem Parkplatz sahen wir zahlreiche auswärtige Kennzeichen: Kletterer aus Lettland, Norwegen, Großbritannien, den Niederlanden, Polen, Slowenien und einigen anderen europäischen Ländern nahmen daran teil. So hatten wir unter anderem die Chance Kletterer zu beobachten, die auf über den Canyon gespannten Slacklines, in ca. 100 Metern Höhe balancierten. Sehr beeindruckend!
Einen Besuch wert ist definitiv auch die Stadt Mostar: die Altstadt und die Brücke „Stari Most“ von Mostar sind UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem die Brücke im Bosnienkrieg 1993 zerstört wurde, wurde sie etwa 10 Jahre später wiederaufgebaut und ist Kulisse für die berühmten Brückenspringer. Bereits seit über 450 Jahren gilt der Sprung von der alten Brücke als Mutprobe in Mostar, auch heute noch gibt es einige Berufsbrückenspringer. Die Springer stürzen sich, nachdem sie von den Touristen Geld für diese Vorführung gesammelt haben, vom Geländer der 19 Meter hohen Brücke ins kalte Wasser des Flusses. Das Bauwerk stellt zudem eine symbolische Brücke zwischen Ost und West und den dort lebenden verschiedenen Ethnien und Religionszugehörigkeiten in Mostar dar: Am Ostufer der Stadt leben mehrheitlich muslimische Bosniaken und im Westen katholische Kroaten und Serben. So ist es nicht verwunderlich, dass das Stadtbild sowohl von zahlreichen Minaretten der Moscheen als auch Kirchtürmen geprägt ist. Die bewegte Geschichte Bosnien-Herzegowinas und die erst wenige Jahrzehnte zurückliegenden Kriegshandlungen lassen sich noch immer an den Fassaden einiger Gebäude ablesen: Sobald wir die touristischen Altstadtgassen mit unzähligen Souvenirshops, Restaurants und Cafés verlassen haben, sahen wir einige sehr heruntergekommene und einsturzgefährdete Gebäude, die seit Ende des Krieges leer stehen.
Die Wasserfälle von Kravice sind zwar ebenfalls sehenswert, aber für meinen Geschmack sehr touristisch. Wenn man bedenkt, dass im September schon Nebensaison ist, war es dennoch ziemlich voll und es gibt Imbissbuden, Restaurants, Bootsverleihe etc. direkt neben den Wasserfällen. Für „Lauf-Faule“ fährt sogar eine kleine Bimmelbahn den kurzen Weg vom Parkplatz bis zu den Wasserfällen.
Die Geschichte der noch jungen Republik Bosnien-Herzegowina hat uns schwer beeindruckt und die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen – trotz der noch spürbaren gesellschaftlichen Spannungen zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen – bleibt uns in bester Erinnerung. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Land noch sehr viel mehr zu bieten hat, als wir in vier Tagen erkunden konnten, und möchten gerne nochmal wiederkommen!

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