Das Läuten der Kuhglocken klingt von der Wiese herüber, Hühner laufen auf dem Almgelände frei herum, Hasen & Ponys dürfen gestreichelt werden, es ist sonnig, Insekten summen, überall blüht es, die Aussicht auf die Berge ist fantastsich, ab und zu weht eine sanfte Brise den Stallgeruch herüber, auf dem Tisch steht ein kühles Getränk & frischer Kaiserschmarrn mit Apfelmus... so ähnlich stellen sich viele die perfekte Pause auf einer Alm vor.
Diese Idylle gibt es, aber das Almleben hat auch noch eine andere Seite: Um 6 Uhr morgens (oder früher) klingelt der Wecker, die Arbeit ruft... Brot, Käse & Schinken schneiden, Tische und Bänke im Außenbereich abwischen, Sonnenschirme aufspannen, den Gastraum & die Stallgasse putzen, Kartoffeln schälen, Suppe kochen, Dips für die Brotzeiten vorbereiten, Kuchen backen, Buttermilch & Molke abfüllen, Kräuter waschen & schneiden, Geschirr spülen & einräumen, Getränkekisten schleppen, Gläser in die Getränkehütte bringen. Und das alles noch vor dem Frühstück. Ab 9.30 Uhr geht es los mit der Bewirtung, manchmal kommen die ersten Wanderer und Mountainbiker auch schon früher und möchten einen Kaffee oder eine Brotzeitplatte haben. Spätestens ab 11 Uhr "brummt der Laden" und die Schlange für die Selbstbedienung an der Hüttentür reicht bis runter in den Biergarten. Drinnen geht es zu wie im Bienenstock: Im hinteren Teil der Küche sind 2-3 Helferinnen mit Brotzeiten vorbereiten, Getränke ausgeben, Gläser spülen & polieren, Beseitigung von Essensresten, Einräumen der Spülmaschine & Verräumen des Geschirrs beschäftigt. Immer wieder werden vom vorderen Teil der Küche Bestellungen reingerufen, die die Gäste an der kleinen "Theke" an der Hüttentür aufgeben. Die Spülmschine brummt, das Besteck in der Poliermaschine rattert, Gläser klirren, es ist heiß und stickig, alle sind in Hektik... schon wieder ist der Behälter mit den Essiggurken leer, es muss schnell jemand Nachschub aus dem Keller holen. Eine Person fährt das dreckige Geschirr mit einem Wagen von der Geschirrrückgabe nach vorne in die Küche und muss den Wagen dabei stets über die unebenen Türschwellen heben - ab und an rutscht dabei ein Glas vom Wagen und geht zu Bruch. Wespen sitzen auf dem Geschirr, vor allem die Apfelmusschalen sind manchmal von 10-15 Wespen belagert, gegen Wespenstiche beim Vorspülen helfen nur Latex-Handschuhe. Im vorderen Teil der Küche liegt ein Dunst in der Luft, hier werden in riesigen Töpfen & Pfannen Kaiserschmarrn, Kaspressknödel, Kartoffelsuppe und Wiener zubereitet. Die Gäste im Biergarten werden per Klingel informiert, dass ihr Gericht fertig ist und sie zur Abholung kommen können. Zwischen 13 und 15 Uhr ist der Höhepunkt des Ansturms erreicht, die Spülmaschine läuft auf Hochtouren und dennoch stapelt sich das Geschirr in der Küche (ein Durchgang mit der Industriespülmaschine dauert nur 3 Mintuen), es müssen neue Getränkekisten aus dem Keller hochgeschleppt werden und oft reicht das am Morgen vorgeschnittene Brot nicht, so dass auch hier Nachschub her muss. Gegen 15.30 Uhr gibt es für die Almhelferinnen die erste kleine Pause & ein kurzes Durchatmen. Nachmittags, wenn der Generator zum Melken im Stall läuft, müssen Geschirrtücher gewaschen werden, Brot & Kuchen für den nächsten Tag gebacken werden und die Milchkammer gereinigt werden. Die Bewirtung erfolgt bis 19.30 Uhr, auch wenn am späten Nachmittag nicht mehr so viele Gäste kommen, muss immer jemand in der Küche sein. Abends wird der Gastraum erneut geputzt, der Boden in der Hütte gestaubsaugt & gewischt, alle übriggebliebenen Speisen bzw. Zutaten müssen in die Kühlung, Gläser aus der Getränkehütte werden rübergetragen und gespült, Sonnenschirme werden abespannt, Müll eingesammelt und sortiert, Essensreste an die Hühner verfüttert, Wäsche abgehangen und gefaltet, Abendessen gekocht. Gegen 21 Uhr ist endlich "Feierabend" und nach dem Abendessen geht´s ziemlich erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag beginnt der Almtag erneut um 6 Uhr. Manchmal kräht der Hahn auch schon um 3 Uhr nachts... aber das ist eine andere Geschichte.
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Kommentare
Das ist ein sehr interessanter Bericht. Als Gast macht man sich keine Gedanken wie aufwändig und arbeitsintensiv es auf einer Almhütte für die HelferInnen zugeht. Sie haben meinen vollen Respekt!