Da die Wetterprognose für weite Teile der Balkan-Halbinsel, vor allem die Küstenregionen, ergiebige Niederschläge zum Teil sogar mit Überflutungsgefahr vorhergesagt hat, haben wir uns vor ein paar Tagen entschlossen weiter Richtung Süden sowie landeinwärts zu fahren. Nach Abwägung unterschiedlicher Faktoren fiel unsere Wahl auf den Ohridsee an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien als nächstes Ziel.
Die Autofahrt vom Süden Montenegros bis zum nordmazedonischen Teil des Ohridsees dauerte knapp 9 Stunden, so dass wir eine Zwischenübernachtung auf einem kleinen Campingplatz in der Nähe der Stadt Rrëshen in Albanien einlegten, da wir es aufgrund der Straßenverhältnisse vermeiden wollten im Dunkeln zu fahren. Zunächst waren wir die einzigen Übernachtungsgäste auf dem Platz, später kam noch ein französisches Ehepaar mit ihrem Bulli. Hier merkten wir bereits, dass sich entweder die Saison dem Ende entgegen neigt oder generell wenig(er) ausländische Touristen ins Landesinnere Albaniens kommen. In Nordmazedonien stellte die Suche nach einem Übernachtungsplatz dann jedoch eine echte Herausforderung dar! Nachdem wir tagsüber wieder etliche Stunden gefahren waren und vergeblich versucht hatten im Galicica-Nationalpark eine beschilderte Wanderroute zu finden und nach mehreren „Sackgassen im Busch“ etwas frustriert aufgaben, war es an der Zeit einen Stellplatz für die Nacht zu finden. In unserem Reiseführer wurde der Ohridsee als die touristisch am meisten erschlossene Region Nordmazedoniens betitelt und Google Maps zeigte uns auf der Karte sechs verschiedene Campingplätze direkt am Seeufer an, doch wie sich herausstellte, waren alle Anfang Oktober bereits geschlossen! An einem der Campingplätze öffnete uns ein Hausmeister die Schranke, der - sichtlich verdutzt darüber, dass überhaupt noch Touristen kommen - per Handy die Rezeptionistin herbeirief, die uns dann auf Englisch erklärte, wir könnten zwar noch auf dem Platz übernachten, aber alle Duschen und Toiletten seien bereits geschlossen. 25 Euro lassen sich auch besser investieren, dachten wir und fuhren weiter. Da dies der erste der von uns angefahrenen Campingplätze war, hatten wir noch die Hoffnung einen Stellplatz zu finden. Nach 2 Stunden Suche verabschiedeten wir uns von der Idee einen geöffneten Campingplatz zu finden und wollten zumindest ein Restaurant aufsuchen, da bereits die Dunkelheit hereinbrach. In einem Ort direkt am Seeufer wurden uns vom digitalen Kartendienst fünf Restaurants angezeigt, die ebenfalls alle bereits geschlossen hatten, wie unser Rundgang durch den Ort ergab. Auf dem zentralen Dorfplatz trafen wir endlich Personen, dir wir um Rat fragen konnten: Wie sich herausstellte, war es eine nordmazedonische Familie, die inzwischen in der Schweiz lebt und auf „Heimatbesuch“ war. Hier im Ort seinen alle Restaurants geschlossen, betonten sie, gaben uns aber den Tipp es im nächstgrößeren Ort zu versuchen. Dort hatten wir Glück und fanden ein geöffnetes Restaurant. Auch wenn die meisten Gerichte der Karte nicht mehr verfügbar waren, konnten wir immerhin noch etwas zu Essen bestellen und das kostenlose W-Lan für die Suche nach einem Parkplatz oder einen abgelegenen Straße in der Nähe nutzen, wo wir die Nacht freistehend im Bulli verbringen konnten. Der Parkplatz eines Museums an der Hauptstraße schien die beste Option – was wir jedoch zuvor nicht wussten, dass dies auch der nächtliche Treffpunkt für die „motorisierte Jugend“ der umliegenden Orte ist. Geweckt wurden wir am nächsten Morgen vom Gebell eines streuenden Hundes, der vor unserer Bullitür stand…
Nordmazedonien erzielte beim „ersten Eindruck“ also wirklich keine Bestnote, dennoch beschlossen wir dem Land eine zweite Chance zu geben und fuhren knapp 4 Stunden weiter landeinwärts in das Dorf Demir Kapija – weitaus entscheidender als das eigentliche Dorf war die Information, dass es hier ein bedeutendes Klettergebiet Nordmazedoniens gibt. Bisher sorgt auch Demir Kapija leider eher für Frust, da das Klettergebiet durch eine 4-spurige Autobahn und einen Fluss vom Dorf getrennt ist und wir daher heute vergeblich versucht haben dorthin zu laufen. Auch mein nachmittäglicher Versuch zu einer alten Festung zu wandern, führte zuerst etliche Kilometer eine asphaltierte Straße entlang, um dann nach kurzem Anstieg auf einem Feldweg wieder „im Busch“ zu enden! Dafür gibt es hier erstaunlich viele Fliegen und Mücken, die es sich besonders gerne in unserem Bulli bequem machen. Da sind selbst „Autan“ und das als wirksames Hausmittel gegen Mücken deklarierte Lavendelöl machtlos! Auch die Streuner aus der Umgebung schauen regelmäßig vorbei, Flöhe inklusive. Nach dem Regen der letzten Nacht ist der tonige Boden auf dem Campingplatz schön klebrig. Nordmazedonien macht es mir bisher also wirklich nicht leicht es in mein „Reiseherz“ zu schließen, was jedoch keineswegs an den Menschen hier liegt. Denn wieder mal machen wir die Erfahrung, dass es herzliche und freundliche Einheimische gibt. Für die Kinder aus dem Dorf scheinen wir zudem eine willkommene Abwechslung zu sein: so fuhr ein Junge auf seinem viel zu großen Fahrrad einige Zeit auf der Straße neben uns her, ehe er fragte „What’s your name?“ und neugierig wissen wollte woher wir kommen und warum wir kein Auto haben, sondern laufen. Drei kleinere Jungen kamen heute immer wieder auf den Campingplatz, um uns Armbänder, Magnete und sonstigen Kram von ihrem Flohmarktstand zu verkaufen.

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Kommentare
Liebe Vera, wieder ein ausführlicher und bildhafter Bericht von Dir . Man kann sich alles sehr gut vorstellen und sozusagen teilnehmen, danke dafür.
Wir hoffen das Ihr auch noch schönere Plätze zumindest für die Nächte findet. Alles andere gehört sicher in dieser Region dazu und die Augen in allen Situationen offen zu halten kann nicht schaden .
Genießt weiterhin Eure Zeit und bis bald, liebe Grüße 😘👍